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Nachtigall, ick hör' dir trappsen

Ein Kinderliedchen geht so: "Schwachsinn, Schwachsinn, du mein Vergnügen, Schwachsinn, Schwachsinn, du meine Lust!  Gäb's keinen Schwachsinn, gäb's kein Vergnügen, gäb's keinen Schwachsinn, wär' alles nur Frust!" - Indes: Schwachsinn gibt es nicht nur im Kinderlied, sondern ausgesponnen und ausgerechnet bei der unteren Behörde eines Landratsamtes, diesem Sitz des an sich obersten Sachverstandes. Sollte man meinen, ist dem aber beileibe nicht so, das ist ersichtlich aus diesem weltfremden Begehren, Katzen einer bestimmten Region im Zimmer zu halten, um eine bestimmte Vogelart zu schützen, so weit, so schräg. Wer jemals eine Katze gehalten hat, musste lernen, dass diese Tiere - anders als Hunde - kein Herrchen oder Frauchen haben, sondern schlicht und einfach Personal, will sagen: Eine Katze entscheidet stets und höchstselbst, wen sie anerkennt, wen sie akzeptiert, mit wem sie schmust und bei wem sie sich gerne aufhält, kurz: Eine Katze ist absolut eigenständig, eigensinnig und nur in seltensten Fällen irgendwie zu dressieren.

Während einstens selbst ein Richter erkannte und urteilte, dass eine Katze streunen können müsse und damit die Klage einer Nachbarin zurückwies, die sich immerfort über so ein übles 'Katzen-Geschäftchen' ausgerechnet im Blumenbeet vor ihrer Haustüre echauffierte, weiß es nun eine untere Naturschutzbehörde besser: "Katzen sind einzusperren!" Sonst droht Strafe, im Notfall sogar bis 50 000 Oiro! Und warum?

Wegen dieser Haubenlerche. Freunde, hier wäre doch zu fragen, ob dann die Katze wenigstens, ihrem Naturtrieb folgend, Spatzen jagen und fangen darf, denn die gibt es ja derzeit offensichtlich zur Genüge. Und, wenn ja, wie dann die Katze zwischen einem Spatz und einer Haubenlerche unterscheiden soll, hat sie denn etwa einen 'Grzimek' dabei?
Mitnichten - und außerdem: Es ist nachgewiesen, dass Katzen in der Regel nur die älteren und kranke Vögel zu fassen kriegen, die anderen fliegen schnell weg.
Und unsere Katze fing gar keine Vögel, sondern pirschte sich mit Vorliebe an die Goldfische in Nachbars Gartenteich heran, weil sie spitzgekriegt hatte, dass Fische nicht fliegen können und durchaus zu angeln sind, wenn man sich dabei auch mal die Pfötchen benetzt, denn Katzen sind ja bekanntlich in aller Regel sehr wasserscheu.

Nein, werte Leserschaft: Dieser 'Ukas' ist doch nur noch weltfremd, und es grenzt wirklich schon an besagte Tierquälerei, so eine Samtpfote zum Hausarrest zu verdonnern.
Und zudem: Auch auf unserem heimischen Plettenberg gibt es streng geschützte Vogelarten, die bedroht sind, weil man ihnen sogar die Brutgehölze unterm Hintern weggeklaut hat, nur, um sagen zu können, dass es hier ja überhaupt nichts derartiges gibt.
Und das, Freunde, war nicht irgendwer, sondern der Schwäbische Albverein, Ortsgruppe Dotternhausen.
Denn hier muss ja Kalk für Zement abgeräubert werden, und dabei sind geschützte Vogelarten doch nur und absolut im Wege.
Frage: Wie geht denn dieses hier zusammen? Wer sperrt hier diese Kalk-Räuber ein, damit diese geschützten Vogelarten in Ruhe brüten können? Wie bitte, niemand? Kalk für Zement ist doch angeblich ganz fürchterlich 'System-relevant'. - Ach ja?
Da könnte einer doch nur noch ganz unvoreingenommen, aber dezidiert feststellen: "Nachtigall, ick hör' dir trappsen."
 Autor: Wilhelm Isert, Balingen-Erzingen