Infos über Ölschieferabbau

Warum NUZ e. V. ?

 

Ein kurzer Überblick zeigt die Präsentation "kurz und bündig"

 

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10.10.2022

Strom aus Gestein
Ölschieferabbau in Dormettingen
Umwelt - Das Zementwerk Holcim baut im Zollernalbkreis Ölschiefer ab, brennt damit einen Zement-Grundstoff – und erzeugt damit nebenbei noch Energie. Umweltschützer kritisieren das scharf.
VON Raimund Weible
 
Paul Gruber sitzt im Führerhaus eines gelben Radladers mit übermannshohen Rädern. Er steuert das schwere Fahrzeug zu einer Schieferhalde, belädt die Schaufel mit grauem, bröseligem Gestein. 7,5 Kubikmeter fasst die Schaufel und Gruber schüttet die Ladung in den Trichter eines haushohen mobilen Brechers. Das Gerät zerkleinert das Gestein für den weiteren Transport.


Der Arbeitsplatz von Gruber ist ungewöhnlich. Er liegt nordöstlich des Dorfes Dormettingen im Albvorland, zwischen Balingen und Rottweil. Aus der Vogelschau wirkt dieses Areal wie eine graue Narbe zwischen Feld, Wiesen und Wald. Wer mittendrin steht, fühlt sich wie in einer Mondlandschaft. Das Zementunternehmen Holcim schürft hier im Tagebau auf einer Gesamtfläche von 90 Hektar Ölschiefer. Die geologische Formation liegt in Dormettingen in einer Mächtigkeit von zehn Metern vor, wovon aber nur acht Meter zum Abbau geeignet sind. Ein Reißbagger bricht das Material von der Wand, zum Teil wird gesprengt. Die sechs Arbeiter förderten im vergangenen Jahr 443 000 Tonnen.


Die Anlage ist einzigartig in Deutschland, ebenso auch die Verwendung des Ölschiefers. Diese geologische Schicht kommt auch unter der Schwäbischen Alb vor, allerdings in großer Tiefe. Aber im Albvorland wie bei Dormettingen ist die Ölschieferformation von der Erosion in Millionen von Jahren freigelegt worden. Sie ist nur von einer dünnen Schicht Mutterboden bedeckt. Daher ist es an dieser Stelle möglich, das Gestein im Tagebau zu gewinnen.


Annette Schmid-Röhl hebt eine Schieferplatte vom Boden auf und schnuppert daran. „Das frische Material riecht wie an der Tankstelle“, sagt die promovierte Geologin und Paläontologin. Die Wissenschaftlerin, die in Dotternhausen das Fossilienmuseum der Firma Holcim leitet, redet aber lieber von Posidonienschiefer. „Ölschiefer ist eigentlich ein falscher Begriff“, sagt sie. Denn das Gestein enthält kein Öl, sondern eine Vorform. Dieser organische Feststoff Kerogen bildet sich aus marinen Algen und Nanoplankton. Das organische Material sank vor 180 Millionen Jahren im Posidonienschiefer-Meer auf den Grund. Aus Kerogen kann sich tatsächlich Öl bilden. Aber nur durch immensen Druck und hohe Temperaturen, wie sie tief unter dem Erdboden herrschen. Und diese Bedingungen fehlen in Dormettingen.
Dennoch: Im Posidonienschiefer steckt Energie. Und er ist brennbar. Ab einer Temperatur von 350 Grad brennt er von selbst. Zum Einsatz kommt der Schiefer nur etwa zweieinhalb Kilometer entfernt von der Abbaustelle im Zementwerk von Holcim. Holcim beschickt damit vier Wirbelschichtöfen. Die Abwärme der Öfen verdampft in Kesseln Wasser und dieser Dampf treibt zwei Turbinen mit 7,5 Megawatt Leistung an. Den Strom verwendet Holcim im Zementwerk. Im Jahresdurchschnitt arbeitet das Werk über 90 Prozent mit selbsterzeugtem Strom. „Das bietet uns die Sicherheit, unabhängig vom öffentlichen Netz zu sein“, sagt Holcim-Sprecherin Sabine Schädle, „diesen Vorteil haben wir seit Jahrzehnten.“ In einer Zeit mit drohender Stromknappheit lässt die Eigenproduktion die Holcim-Manager ruhiger schlafen.


Die Elektrizität freilich ist Sabine Schädle zufolge nur ein Nebenprodukt des Ölschiefer-Brandes, wenn auch ein „willkommenes“. Durch den Brand entsteht ein mineralhaltiger Stoff, der neben Kalkstein ein Hauptbestandteil des Zements ist. Der Stoff verleiht dem Zement bessere Verarbeitungseigenschaften. „Kein anderes Zementwerk in Deutschland verwendet dieses Material“, sagt Sabine Schädle. Diese behelfen sich mit anderen Zusatzstoffen. Und noch einen Vorteil bedingt die Beimischung des Ölschiefers: Sie verringert die Kohlendioxid-Belastung durch die Zementherstellung laut Markus Knobelspies um ein Drittel. „Das ist der Knackpunkt der Geschichte“, sagt der bei Holcim Dotternhausen für Umwelt und Energie zuständige Verfahrenstechniker, „damit leisten wir einen Umweltbeitrag. Und das macht den gebrannten Ölschiefer so interessant.“


Die Nutzung des Ölschiefers war eine Idee von Rudolf Rohrbach, Gründer und früherer Betreiber des Zementwerks Dotternhausen. Er hat dafür optimale Voraussetzungen vorgefunden. Die Rohstoff-Vorkommen liegen nah beieinander. Der Kalkstein für die Zementherstellung stammt vom Steinbruch auf dem Plettenberg oberhalb von Dotternhausen und gelangt mit einer Seilbahn ins Werk. Den Ölschiefer wiederum transportiert ein 2500 Meter langes Förderband ins Werk. Da das Band mit Aluminiumblech überdeckt ist, reden die Holcim-Leute gerne von ihrem „silbernen Lindwurm“.


Wäre es denkbar, Ölschiefer allgemein zur Stromerzeugung zu nutzen? Posidonienschiefer ist im ganzen Albvorland relativ leicht verfügbar. Doch diese Möglichkeit schließt Sabine Schädle aus, auch bei steigenden Preisen für die Elektrizität. Die thermische Verwertung von Ölschiefer mache nur in der von Holcim angewandten Kombination Sinn. Aber könnte man nicht Öl aus dem Schiefer gewinnen?


Ölgewinnung nicht rentabel
Seit langem ist bekannt, dass dies grundsätzlich möglich ist. Schon der berühmte Tübinger Geologie-Professor Friedrich August Quenstedt gründete 1854 im heutigen Reutlinger Stadtteil Ohmenhausen eine Fabrik zur Ölgewinnung aus dem Schiefergestein, die aber nicht rentabel arbeitete. Auch in der hessischen Grube Messel wurde einst Öl durch Verschwelung gewonnen. Ab 1943 errichtete das NS-Regime entlang der Bahnlinie Tübingen-Balingen-Rottweil wegen der Ölknappheit im Krieg zehn Schieferölwerke mit Konzentrationslagern für 12 000 Zwangsarbeiter. Ein schlimmes Kapitel: 3500 der Zwangsarbeiter starben durch Überanstrengung, Krankheiten, Kälte und Unterernährung. Die Ausbeute an Öl war gering. Heute erinnern Gedenkstätten an das mörderische „Unternehmen Wüste“. Auch gegenwärtig wäre es trotz hoher Ölpreise nicht wirtschaftlich, aus dem Posidonienschiefer Öl zu gewinnen. Außerdem will die Politik sich von der fossilen Energie verabschieden.


Holcim steht wegen der Verbrennung des Ölschiefers in der Kritik. Der Grund: Ölschiefer enthält sehr viel Schwefel und Stickoxid. Die Öfen emittierten 2021 nach Angaben das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) in Freiburg 235 Tonnen Stickoxide und 131 Tonnen Schwefel. Holcim betont indes, dass das Werk sämtliche Grenzwerte einhalte, sie sogar erheblich unterschreite. Laut Knobelspies ist Holcim bemüht, die Schadstoff-Emissionen weiter zu reduzieren. Er berichtet über ein Projekt mit Absorptionsanlagen. „Wir fahren verschiedene Versuche in Absprache mit den Behörden“, sagt der Umweltleiter, „wir sind schon einen Schritt weiter.“ Dem LGRB zufolge hat Holcim den Ausstoß von Schwefeloxid gegenüber 2019 um mehr als die Hälfte reduziert.


Der Verein Natur- und Umweltschutz Zollernalb (NUZ) bezeichnet die Ölschieferöfen seit langem als „Giftschleudern“ und hält an dieser Auffassung fest. Das ausgestoßene Schwefeldioxid versauere die Wälder. An den Grenzwerten, klagt NUZ-Vorsitzender Norbert Majer, sei seit 25 Jahren „nie etwas geändert worden“. Er fordert daher: „Ohne eine bessere Filterung müssen die Öfen stillgelegt werden.“

Quelle: zak

Autor:  Raimund Weible

https://epaper2.zak.de/ePaper/

27.06.2022

Region hat schon Vorleistungen gebracht
BETRIFFT: Absprunggelände Waldhof

Der Verein Natur und Umwelt (NUZ) unterstützt die Bürgerinitiative (BI) Waldhof in ihrem Kampf, das Bundeswehrabsprungübungsgelände Waldhof zu verhindern.

 

Es ist bei den zahlreichen bestehenden Fluggeländen der Bundeswehr oder auch Mitbenutzung von privatgen Kleinflugplätzen nicht verständlich, dass dort keine Mitbenutzung und entsprechende Koordinierung erfolgen kann. Dort könnten Kosten für alle und dringend anderweitig erforderlicher Steuergelder eingespart werden.

 

Landschaft und Natur können nicht beliebig wieder ergänzt werden. Die jetzige und nachfolgenden Generationen haben ein Anrecht auf Erhaltung unserer Kulturlandschaft.Die Nicht-Belastung und Nicht- Vernichtung wertvollsten Ackergeländes, aber auch Naturschutz und vor allem die Vermeidung von Lärmbelästigungen in der ganzen Region müssen hier Vorrang vor den Bundeswehr-Interessen haben, da genügend Ausgleichmöglichkeiten bestehen.
Zeitdruck darf hierbei keine Rolle spielen. Überhaupt: Bisher nicht angesprochen wurden der Verlust von vielen vielen Hecktar wertvollsten Ackerflächen durch den Schieferabbau von Holcim, den das Land ebenfalls duldet. Die Region hat hierdurch bereits unglaubliche Vorleistungen hinsichtlich öffentlicher Verpflichtungen erbracht. Die zu erwartenden Lärmgutachten oder naturschutz- und landwirtschaftlichen Fachgutachten dürften sehr auftragsbezogen ausfallen
und gar bewußt falsche Darstellungen enthalten. Ist aber erst einmal das Fluggelände eingerichtet und sich diese Gutachten tatsächlich als fehlerhaft herausstellen, gibt es kein Zurück oder gar Verbesserungen mehr. Es würde durch neue, in unseren Augen erneut frisierte Gutachten schnell nachgewiesen, dass alle Belästigungen weit unter den gesetzlichen Grenzwerten liegen, im Notfall werden einfach Ausnahmegenehmigungen erteilt, die jedes Gesetz enthält.

(Anmerkung: Die rotmarkierten Texte fehlen im zak-Artikel)

Wir haben hier genügend Beweise vorliegen und mit Plettenbergabbau und Schadstoffemissionen sammeln müssen!
Deshalb gilt unsere ganze Unterstützung der BI Waldhof.

Autor:  Norbert Majer, Dotternhausen im Namen des Vereins NUZ (Natur- und Umwelt Zollernalb)

Quelle: schwabo

https://zeitung.schwarzwaelder-bote.de/webreaderv3/index.html#/843384/10

 

27.06.2022

Leserbriefe

„BI gilt unsere Unterstützung“

 Zu: Geplantes Absetzgelände beim Geislinger Waldhof

 

Der Verein NUZ unterstützt die BI Waldhof in ihrem Kampf, das Bundeswehrabsprungübungsgelände Waldhof zu verhindern! Es ist bei den zahlreichen bestehenden Fluggeländen der Bundeswehr oder auch Mitbenutzung von privaten Kleinflugplätzen nicht verständlich, dass dort keine Mitbenutzung und entsprechende Koordinierung erfolgen kann! Dort könnten Kosten für alle und dringend anderweitig erforderliche Steuergelder eingespart werden!

 

Die jetzige und nachfolgende Generationen haben ein Anrecht auf Erhaltung unserer Kulturlandschaft! Die Nicht-Belastung und Nicht-Vernichtung wertvollsten Ackergeländes, aber auch Naturschutz und vor allem die Vermeidung von Lärmbelästigungen der ganzen Region, müssen hier Vorrang vor den Bundeswehr-/Nato-Interessen haben, da genügend Ausgleichsmöglichkeiten bestehen. Der Zeitdruck darf hierbei keine Rolle spielen. Überhaupt bisher nicht angesprochen wurde bereits der Verlust von vielen Hektar wertvollsten Ackerflächen durch den Schieferabbau von Holcim, den das Land ebenfalls duldet. Die Region hat hierdurch bereits unglaubliche Vorleistungen hinsichtlich öffentlicher Verpflichtungen erbracht.

 

Ist das Fluggelände erst einmal eingerichtet und sich die erstellten Gutachten womöglich als fehlerhaft herausstellen würden, gibt es kein Zurück oder gar Verbesserungen mehr. Im Notfall werden einfach Ausnahmegenehmigungen erteilt, die jedes Gesetz enthält. Wir haben hier beim Plettenbergabbau und den Schadstoffemissionen genügend Erfahrungen sammeln müssen! Deshalb gilt unsere ganze Unterstützung der BI Waldhof.

Autor: Norbert Majer, Dotternhausen im Namen des Vereins NUZ (Natur- und Umwelt Zollernalb)

Quelle: zak

https://epaper2.zak.de/ePaper/

21.04.2021

Heimaterde wird verschleudert
Zu: Umweltbericht von Holcim

 

Unbefangene Leser der Tageszeitung in Dotternhausen und weiterer Umgebung müssen beim Lesen des Umweltberichtes von Holcim annehmen, dass in Sachen Umwelt und Natur bei Holcim alles in bester Ordnung ist.

 

Allerdings sieht die Wahrheit völlig anders aus.


Warum verschweigt Holcim, welche Mengen sogenannter Ersatzbrennstoffe (Altreifen, Klärschlamm, Kunststoffe aus dem gelben Sack, Ölemulsionen, Dachpappe, Papierfaserfangstoffe, Glasabfälle usw.) im Drehofen verbrannt werden? Reichen 150000 Tonnen aus? Meines Wissens nicht.


Warum setzt Holcim keine Filteranlagen ein, damit die wesentlich niedrigeren Grenzwerte wie in Müllverbrennungsanlagen eingehalten werden können? Wenn diese Grenzwerte nicht eingehalten werden können, muss zum Schutz der Bevölkerung auf die Müllverbrennung im Zementwerk verzichtet werden. Warum werden gemessene Halbstundenwerte über Schadstoffausstoß, die aussagekräftig sind, nicht veröffentlicht? Auch Landbewohner haben ein Recht, kontinuierliche Informationen der Abgaswerte, auf Transparenz und auf Sicherheit für eine auf saubere Umwelt. Eine ebenso große Umweltbelastung ist auch die Ölschieferverbrennung, die deutschlandweit und europaweit einmalig ist. Deshalb sind keine Erfahrungswerte vorhanden. Warum sind die Grenzwerte bei Stickoxiden mit 800 mg viermal so hoch wie beim Drehofen sowie bei den Schwefeloxiden mit 800 mg sechzehnmal so hoch? Trotzdem bestehen keine Gefahren für Mensch und Umwelt?


Fachleute wissen, dass Schiefer mit Schwermetallen wie Blei, Zink, Cadmium usw. vorbelastet ist. Wo gehen diese Schadstoffe bei der Verbrennung hin? Außerdem ist es unverständlich, dass ca. 60 Prozent des Schiefers nach der Verbrennung in die Schweiz exportiert wird. Dort wird er dann in Holcim-Werken als CO2- geminderter Zement verkauft. Um die Umweltbelastung in unserem Bereich wenigstens etwas zu mindern, wäre es angebracht, dass Holcim den Schiefer in die Schweiz transportiert und dort verbrennt. Bekanntlich erfolgt auch in der Schweiz die Wertschöpfung und Versteuerung.


Im Übrigen kann der Export von Zement und Schiefer in die Nachbarländer Schweiz, Frankreich und Österreich verstehen wer will. Auf jeden Fall wird unsere Heimaterde zum Nachteil von Umwelt und Natur verschleudert, um Ressourcen in diesen Ländern zu schonen.
Autor:  Otto Scherer, Zinkenstraße 6/2, Dotternhausen

Quelle: zak

https://epaper2.zak.de/ePaper/

Ölschieferabbau bei Dormettingen
Ölschieferabbau bei Dormettingen

23.07.2020

Ölschieferabbau bei Dormettingen

 

Nördlich von Dormettingen baut die Firma Holcim im Tagebau auf einer Fläche von ca. 90 Hektar Ölschiefer ab. Die Fläche reicht planerisch bis zum Jahre 2055.

Auf den Fotos sieht man die bis Juli 2020 abgebauten Flächen von fruchtbarer, landwirtschaftlicher Nutzfläche.

Von Rafal Gnasiuk wurden wieder die Aufnahmen der Ölschieferabbaufläche  mit einer Drohne erstellt.
Die fortgeschrittene, katastrophale Zerstörung der Landschaft ist deutlich zu sehen. Sie ähnelt einer Mondlandschaft wie die auf der Plettenberghochfläche.
Die Aufnahmen hat uns Herr Rafal Gnasiuk für die Homepage, Presseartikel oder ähnliches kostenlos zur Verfügung gestellt.
Dafür möchten wir ihm an dieser Stelle recht herzlich danken.