Balingen (mai). Mit der Süderweiterung des Kalksteinbruchs auf dem Plettenberg
nahe Dotternhausen ist nun auch die Balinger Stadtverwaltung und der Gemeinderat befasst. Die Stadtverwaltung will dem grundsätzlich zustimmen, stellt aber darüber hinaus gehende Forderungen auf,
über die zunächst der Technische Ausschuss entscheidet (Mittwoch, 13. Februar, 17 Uhr, Rathaus). Anlass der Beteiligung Balingens ist der Antrag des Unternehmens Holcim auf Erteilung einer
immissionsschutzrechtlichen Änderungsgenehmigung, mit dem der Weg für die Süderweiterung des Steinbruchs um 8,78 Hektar freigemacht werden soll. Darin sieht man im Balinger Rathaus grundsätzlich
kein Problem, vor allem vor dem Hintergrund der langfristigen Rohstoffsicherung.
Probleme sieht die Stadtverwaltung allerdings in anderer Hinsicht: Sie fordert, dass die Ansicht des Landschaftsbilds, der Verbund aus Plettenberg, Lochen und Schafberg ("Balinger Berge"), auch
bei einer Erweiterung des Kalksteinbruchs "dauerhaft und nachhaltig" erhalten bleiben soll: "Einer weiteren Veränderung der Kulisse wird nicht zugestimmt", heißt es in der Beschlussvorlage für
die Stadträte, und weiter: "Sofern im Rahmen des bereits genehmigten Kalksteinabbaus eine Änderung der Kulisse vorgenommen werden soll, ist diese (...) zu vermeiden beziehungsweise soweit wie
möglich zu minimieren."
Wert legt die Balinger Stadtverwaltung auch darauf, dass die Standsicherheit des verbleibenden Albtraufrands sowohl für den Bestand wie auch für den Bereich der neuen Abbauflächen "unter allen
Voraussetzungen gewährleistet" werden müsse. Außerdem wird gefordert, dass die nicht für den Kalksteinabbau benötigten Areale der Plettenberghochfläche sowie die im Zuge der Renaturierung neu
anzulegenden Naturraumflächen "dauerhaft unter Schutz" gestellt werden sollen. Mit der Forderung nach besonderem Schutz für einen Teil der Plettenberghochfläche ist Balingen nicht allein – auch
der Landesnaturschutzverband will dieses Areal als Naturschutzgebiet ausweisen. An diesem Donnerstag wollen dessen Vertreter in Dotternhausen über den entsprechenden Antrag an das
Regierungspräsidium Tübingen (RP) informieren. Wie die Erfolgsaussichten stehen, ist schwer zu sagen; zumindest die Balinger Stadtverwaltung hat im vergangenen Jahr mit einem entsprechenden
Vorstoß vom RP eine Abfuhr erhalten.
Die Anregung, den vom Abbau verschonten Rest der Plettenberg-Hochfläche unter Naturschutz zu stellen, sei zwar nachvollziehbar, antwortete RP-Abteilungsleiter Dietmar Enkel auf ein Schreiben von
Oberbürgermeister Helmut Reitemann, da diese zweifelsohne einen naturschutzfachlichen Wert besitze. Die Ausweisung eines Naturschutzgebiets oder auch die Erweiterung des bestehenden Schutzgebiets
Plettenkeller bis zur künftigen Abbaufläche habe aber "fachlich keine Priorität", weil die Restfläche immer kleiner werde. Dazu komme, so Enkel, dass das RP wegen anderer laufender Aufgaben und
"personellen Veränderungen" derzeit nicht in der Lage sei, auch noch ein Naturschutzgebietsverfahren durchzuführen. Enkel verweist in dem Schreiben an Reitemann zudem darauf, dass der
Gesteinsabbau auf dem Plettenberg sicherlich zu "Verwundungen und Störungen" des Naturhaushalts führe, auf der anderen Seite aber auch vielen Arten die Möglichkeit gebe, weiter zu existieren. Ein
Beispiel dafür sei die Kreuzkröte, von der sich im Lauf der Zeit auf dem Plettenberg eine "beachtliche Population" entwickelt habe.