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"Holcim wird Sorgen nicht gerecht"

Reitemann sowie Klaus Hahn (CDU), Ulrich Teufel (SPD), Werner Jessen (Freie Wähler), Dietmar Foth (FDP) und Uwe Jetter (Grüne) machten am Dienstagabend deutlich, dass sie den Wunsch, die Forderung nach einem öffentlichen Gespräch im Rahmen einer Gemeinderatssitzung aufrechterhalten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: Bereits mehrere Male habe man Holcim diesen Wunsch signalisiert, sagte OB Reitemann. Das Unternehmen habe die Balinger indes stets abblitzen lassen und stattdessen auf die öffentliche Anhörung verwiesen, die Anfang Mai im Rahmen des Genehmigungsverfahrens zur Süderweiterung voraussichtlich mehrere Tage lang in Dotternhausen stattfinden wird.

Zu besprechen gäbe es aus Balinger Sicht jede Menge: Den bereits in diesem Jahr und damit für viele überraschend früh beginnenden Abbau der Traufkante und dem damit einhergehenden Verlust der gewohnten Ansicht der Balinger Berge etwa. Vor allem aber, das machten die Fraktionssprecher unisono deutlich, die Frage der Abgase und der Möglichkeiten, diese über möglicherweise bessere Filtertechnik besser zu reduzieren – angesichts der mit der Süderweiterung des Kalksteinbruchs verbundenen Produktion auf weitere Jahrzehnte hinaus von besonderer Dringlichkeit. Ebenso das Thema, das machten Hahn, Teufel, Jessen, Foth und Jetter deutlich, welche Anstrengungen Holcim als größtes Schwerindustrieunternehmen im Zollernalbkreis angehen will, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Holcim müsse dabei seiner "sozialen Verantwortung" für die Menschen nachkommen, sagte Dietmar Foth. Die Diskussion um den Klimaschutz weltweit sei nicht zuletzt durch die "Fridays for Future"-Demos in vollem Gange und erfahre derzeit eine ganz neue Aktualität, sagte Werner Jessen – Holcim als größter Schadstoffproduzent im Kreis sei in diesem Zusammenhang in besonderer Weise gefordert.

Dass sich Holcim beim Abbau auf dem Plettenberg sowie bei der Verarbeitung des Kalksteins im Dotternhausener Zementwerk an Recht und Gesetz hält, wollen die Balinger gar nicht bezweifeln – auch wenn sie die Ausnahmegenehmigungen, etwa zu Abgasen oder dem Einsatz von "Ersatzbrennstoffen", anzweifeln. Den Kalksteinabbau wollen sie auch grundsätzlich nicht in Frage stellen. Holcim werde allerdings den Sorgen der Menschen nicht gerecht, so die Fraktionssprecher, wenn sich das Unternehmen stets nur auf seine Rechtspositionen berufe. Dadurch solle eine politische Debatte um den Abbau, die Zementproduktion und dessen Folgen ganz offensichtlich vermieden werden.

Auch durch diesen starren Kurs sei Holcim in den vergangenen Jahren immer mehr in die Kritik geraten – aus Sicht der Balinger Stadtverwaltung und des Gemeinderats verpasse Holcim so die Chance, eine bessere Akzeptanz zu erreichen. Das Unternehmen müsse auf die Ängste der Menschen eingehen, sagen die Balinger – und seine Politik, seine Art der Kommunikation und seine Pläne angesichts der Befürchtungen überdenken.

OB Reitemann und die Fraktionssprecher setzen darauf, dass sich der Konzern doch noch bewegt, dass es doch noch zu einem – öffentlichen – Dialog im Balinger Gemeinderat kommt. Und dass, was den Abbau der Kulissen und den Schadstoffausstoß angeht, das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.

 

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Foto: privat

Quelle: Schwarzwälder Bote

https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.balingen-holcim-wird-sorgen-nicht-gerecht.20d8286e-d98e-4df1-9850-e18639194986.html